Methoden-Tipp Council

Ein Gewitter lag in der Luft, und das mitten im Konferenzraum. Vordergründig hatten mein Kollege und ich den Auftrag, die Leistungsfähigkeit einer Abteilung zu steigern. Wir Moderatoren teilten uns und die Gruppe auf in zwei Kleingruppen und starteten mit der Arbeit. Und während mein Kollege mit seiner Gruppe zügig ein Thema nach dem anderen bearbeitete und sie praktische Lösungen für Standardabläufe in der Abteilung fanden, wollte es in meiner Gruppe einfach nicht vorangehen: „Respekt im Umgang miteinander ist wichtig.“; „Gewisse Formulierungen sind nicht akzeptabel.“; „Der Ton macht die Musik.“; „Am Ende zählt das Ergebnis.“; „Man darf nicht jede Silbe auf die Goldwaage legen.“ Alles richtig, und doch alles irgendwie falsch.

Unpersönliche Sprachwolken, akustische Nebelschwaden waberten zwischen unseren Stühlen hin und her, und mehr und mehr bekam ich den Eindruck, dass meine Teilnehmer gerade auf höflich unpersönliche Weise dabei waren, sich gegenseitig gehörig die Meinung zu geigen. Mir schwirrte der Kopf und ich unterbrach die Nebel-Runde: „Könnte es sein, dass wir gerade so richtig schön um den heißen Brei herumreden?“ Alle nickten. Und waren bereit zu einem unorthodoxen Schritt.

Unorthodox: Der Council.

 

Wir verließen den Tisch, bildeten hinter einer Pin-Wand als Sichtschutz (die andere Gruppe war ja noch mit im Raum) einen intimen Stuhlkreis, und ich erklärte die Council-Regeln. Die wohl wichtigste Regel lautet, dass man das persönlich Wesentliche ausspricht, ohne Vorwurf, ohne Diskussion, nur für und von sich selbst sprechend, und vor allem: freiwillig.

Die erste Teilnehmerin begann, sprach von ihren persönlichen Nöten und wie sie die aktuelle Situation erlebte. Die zweite Kollegin schloss sich an: auch sie öffnete sich und teilte ihre ganz persönliche, subjektive Sichtweise, ruhig und ohne schrille Vorwürfe. Es schien zu funktionieren. Und es kristallisierte sich heraus, dass eine der Anwesenden aus Sicht der anderen Kollegen das schwarze Schaf war – um ihren ruppigen Ton ging es, von ihrem Verhalten fühlten sich die anderen verletzt. Dann kam sie selbst an die Reihe. Und schwieg. Alle Blicke richteten sich auf sie. Und sie schwieg. Ich fragte sie, wie sich ihre Sicht der Dinge darstellte. Und sie antwortete mit der Gegenfrage, dass es ja freiwillig sei, sich zu äußern oder nicht, richtig? „Ja, das ist richtig. Sie müssen hier rein gar nichts sagen, denn jede Äußerung ist freiwillig.“ Wieder Schweigen in der Runde. Und auf den Gesichtern der anderen machte sich leichte Panik bemerkbar. Und dann meinte die bisher schweigende Teilnehmerin: „Aber ich möchte gerne meine Sicht schildern.“ Und sie begann zu erzählen, von ihrem hohen Anspruch an sich selbst und ihre Arbeit (es ging um eine Intensivstation und also oft um Leben oder Tod), von ihren Werten, ihrem Arbeitsethos, den prägenden Stationen in ihrem Leben (sie war vor Jahrzehnten vor Krieg aus ihrer Heimat geflohen und hatte sich in Deutschland ein neues Leben aufgebaut).
Die anderen hörten ihr sehr gebannt zu. Und die Stimmung veränderte sich merklich. Wo vorher noch Vorwurf und Angriffslust in der Luft lagen, zeigte sich nun Verstehen auf den Gesichtern der Zuhörenden, manche senkten betroffen den Blick und einige nickten zustimmend.

Wir machten noch eine weitere Council-Runde, um die gerade erlebte Veränderung im Miteinander zu auszusprechen und so weiter zu verfestigen, und kamen dann wieder zurück ins Plenum, wo die andere Gruppe wartete. Und als es darum ging, die erarbeiteten Ergebnisse vorzustellen, präsentierte die eine Gruppe zügig und zielorientiert ihre Aktions-Vorschläge – und meine Gruppe „präsentierte“ sich, indem sie einfach war, wie sie nun war: entspannt, aufmerksam, wohlwollend und lösungsorientiert. Und leistete damit an diesem Workshop-Tag den entscheidenden Beitrag für die Steigerung der Leistungsfähigkeit in ihrer Abteilung.

Der Council ist inzwischen eine meiner absoluten Lieblings-Methoden – simpel, klar und so unglaublich wirksam, egal ob bei Gewittern auf Intensivstationen, in Head Quarter Abteilungen oder internationalen Projekt-Teams.

Und nun wünsche ich Ihnen und Euch einen herrlichen Spätsommer, ganz ohne gefährliche Gewitter.
Und falls es doch mal blitzen und donnern sollte im Team – kontaktiert mich gerne, ich bin für Sie und Euch da!

Ebenfalls wieder da ist der Resilience Business Retreat (RBR), mit neuen Terminen im Januar und September 2018 und einem großzügigen

Frühbucherrabatt

für Anmeldungen bis zum 3. Oktober 2017! Mehr unter: resilience-business-retreat.de

Herzliche Grüße, Ihre und Eure
Berit Susan Sievers

Resilienz – tatsächlich trainierbar!

Erinnern Sie sich? Letzten November hat erstmals der Resilience Business Retreat (RBR). stattgefunden. Mit Verlaub: es war eine wunderbare Woche!
Das Konzept 7 intensive Tage Burnout-Prophylaxe durch Arbeit auf körperlicher wie geistig-emotionaler Ebene ist aufgegangen: wir – mein Kollege Dagobert Speicher und ich – haben durchweg positive Rückmeldungen von unseren Teilnehmern erhalten.

Kein Wunder, waren doch wirklich ideale Voraussetzungen gegeben, schon allein durch die traumhafte Lage von Almi’s Berghotel mitten im abgeschiedenen tiroler Wipptal, wo wir unsere morgendlichen QiGong-Übungen im Freien mit herrlichem Bergblick genießen konnten.

Konzeptionell-methodisch mischt der RBR bewusst Theorie und praktisches Erleben. Was bewirkt chronischer Stress? Was sagt die Resilienz-Forschung?
Welche Erkenntnisse liefert die Hirnforschung? Wie gelingt der Wechsel von negativen hin zu stärkenden Glaubenssätzen? Diese Fragen und mehr behandeln wir in theoretischen Input-Sequenzen im Mix mit angeleiteter Selbstreflexion, erfahrungsbasiertem echtem Erleben, vertraulicher Arbeit in Kleingruppen und offenem Austausch im Plenum.

Aber ganz ehrlich: Wie sieht es heute aus, ein halbes Jahr später? Was wirkt noch nach und was ist im Trubel des hektischen Arbeitsalltags womöglich schon wieder verschüttet?
Wie nachhaltig der Resilience Business Retreat wirkt, dieser Frage wollen wir gezielt und wissenschaftlich fundiert nachgehen und planen deshalb eine

Wirksamkeitsstudie für den RBR

Mit dem RBR-Konzept folgen wir bewusst der Hypothese, dass nicht allein die Gene, sondern erst das Zusammenspiel von biologischen, Umwelt- und psychologischen Faktoren darüber entscheidet, ob jemand eine hohe Widerstandsfähigkeit oder eher geringe Resilienz besitzt (sogenanntes Vulnerabilitäts-Stress-Modell).

Deshalb ermöglichen wir unseren Teilnehmern in den 7 Tagen ganz real positive und eindrückliche Erfahrungen zu machen und die eigene Widerstandskraft auch körperlich-emotional zu erleben, statt nur kopfmäßig zu verstehen. So wollen wir ihre frisch gestärkte Resilienz auch langfristig biologisch verankern (Stichwort: Neuroplastizität – anbei ein anschauliches Video der Max-Planck-Gesellschaft), damit der Transfer in den Alltag gelingen kann.

Wir sind schon jetzt davon überzeugt, dass unser Konzept funktioniert. Ob wir richtig liegen? Das wollen wir gerne überprüfen lassen. Es bleibt spannend.

P.S.: Melden Sie sich gerne, falls Sie Interesse haben, selbst an der Wirksamkeitsstudie teilzunehmen!